Handwerk eines Fischers: Naturburschen, Seegarn

Handwerk eines Fischers: Naturburschen, Seegarn
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Handwerk eines Fischers: Naturburschen, Seegarn

Aug 21 2011 | 00:10:50

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Episode August 21, 2011 00:10:50

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Jan Thomas Otte

Show Notes

Für Gert Meichle ist es ein Traumjob, für andere bloß ein Klischee, Touristisches. Ein Sonnen-Aufgang mit Alpen-Kulisse zum Beispiel, das Fischerfest ums Eck. Aber: Früh aufstehen, genauer hinsehen, das lohnt sich, um einen Fischer bei seiner Alltag-Arbeit zu begleiten…

 

https://karriere-einsichten.de/2011/08/handwerk-eines-fischers-naturverbunden-bodenstandiges/

 

Eine weitere Ausgabe von „Karriere-Einsichten zum Zuhören“. Das Gehörte soll dich inspirieren auf deinem Lebensweg und deiner ganz eigenen Berufswahl und Persönlichkeitsentwicklung. Wie gehst du raus aus dieser Folge? Ist das ein oder andere erhellende für dich dabei gewesen? Über was sollten wir noch unbedingt berichten? Ob Lob oder Kritik. Schreib uns! Als Kommentar auf KARRIERE-EINSICHTEN.DE, per email an [email protected] oder folge uns auf den so genannten sozialen Netzwerken, Facebook, Instagram oder LinkedIn. Ich bin Jan Thomas Otte, Redakteur und Herausgeber von „Karriere-Einsichten“.  Wenn dir gefallen hat, was du gehört hast, hinterlass uns einen Like. Und wenn du uns öfters hören möchtest, abonniere uns doch direkt. Bis zum nächsten Mal!

 

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Episode Transcript

[00:00:10] Speaker A: Herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Karriereeinsichten zum Zuhören. Ich bin Jan Thomas Otte, Redakteur und Herausgeber von Karriereeinsichten. In diesem Podcast zum Blog hörst du Berichte und Buchauszüge von Menschen, die Einblicke geben in ihre ganz persönliche Karriere. Das soll dich inspirieren auf deinem Lebensweg und deiner ganz eigenen Berufswahl und Persönlichkeitsentwicklung. Dafür wünsche ich dir beim Blick über den eigenen Tellerrand ganz viel Horizonterweiterung und Inspiration. Und nun viel Spaß beim Hören. [00:00:51] Speaker B: Handwerk eines Fischers, Naturburschen, Seegarn. Für Gerd Meichle ist es ein Traumjob, für andere bloß ein Klischee, was touristisch ist. Ein Sonnenaufgang mit Alpenkulisse zum Beispiel, das Fischerfest ums Eck, aber früh aufstehen, genauer hinsehen, das lohnt sich, um einen Fischer bei seiner Alltagsarbeit zu begleiten. Ein kalter Morgen gegen sieben am Bodensee am Gondelhorfen in Friedrichshafen. Die Sonne scheint nur leicht durch die Wolken. Die Fischer laufen aus mit ihren Kahn in Richtung Berge, die sich schneebedeckt am Schweizer Ufer über ein paar Nebelschwaden auftürmen. Wachsam schaut Gerd Meichle geradeaus, stets den Kompass im Blick, dem Kurs zu seinen Netzen, und legt mit dem Gashebel die 50 PS seines Schiffs nach vorn, während sein Vater hinten auf dem offenen Deck des kleinen Kahns noch schnell eine Zigarette raucht, auf dem Fischkanister sitzend. Der Wind pfeift durch die Netze. Eimer und Tauer, die auf dem Deck des Fischerboots verstaut sind. Immer wieder peitschen größere Wellen über den See, manche landen im Boot. Beide Männer haben dicke, grüne Öljacken mit Gummistiefeln an, die sie vor kalten Temperaturen, Wasser, Wind und Wellen schützen sollen. Etwa eine Viertelstunde dauert die holprige, nasse Überfahrt zu den am vergangenen Abend ausgelegten Netzen. Heute ist ein guter Tag, denn morgen am Karfreitag wollen meine Kunden ganz viel frischen Fisch. Auch die, die sonst keinen kaufen, sagt Maichle optimistisch. Mit Leib und Seele ist er Fischer. Anders ginge das auch gar nicht. Der 49-Jährige macht diesen Job in der vierten Generation und hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Um vom Fischen mit seiner Familie, Frau und zwei Kindern leben zu können, hat er sich ein zweites Standbein als Schreiner aufgebaut. Für beides hat er sich zu Hause Werkstätten eingerichtet. Seine Frau bereitet bereits zu Hause die ersten Fische zum Verkauf vor, taut vorsorglich nach einem kurzen Handyanruf Fische aus dem Kühlschrank auf, wenn das Angebot nicht reicht, an Tagen wie heute. Zeit zum Innehalten hat Meichle bei der Arbeit kaum, denn seine Frau erwartet ihn bereit zum Markt. Trotzdem genießt er die Ruhe und Stille auf dem See, die es auf dem Land so nicht gäbe. Zweimal am Tag fährt Meichle in den Sommermonaten raus, um die Netze einzuholen oder die Netze eben auszulegen. Morgens gegen halb vier vor Sonnenaufgang, abends nochmal gegen sieben. Im Schnitt fängt er 30 Kilo Fische. Früher waren das mal bis zu 150 Kilo, wo das Boot fast unterging. Die Fische haben weniger zu fressen. Sie wachsen langsamer, weil zu wenig Plankton im See ist, sagt sein Vater Wilhelm, 71, der die besseren Zeiten noch gut kennt. Meichle sieht das gelassen. Wegen der paar Fische fahre ich nur raus, weil das meine Leidenschaft ist. Ich das gerne tue, sagt der bodenständige Fischer mit den großen Händen, die anpacken können. Früher, wo es noch mehr Fische gab, waren noch mehr Leute mit an Bord. Heute begleitet ihn ab und zu noch sein Vater, der ihm das Handwerk schon als junger Bursche vor 30 Jahren beigebracht hat. Meichle und seine Kollegen fischen an mehreren Stellen im See, je nachdem ob Fehlchen, die später geräuchert werden, Flussbarsche oder Hechte. Mit 49 Jahren gehört er zu den jüngeren Kollegen eines langsam aussterbenden Gewerbes. Wegen dem Mangel an Fisch und Nachwuchs, das Klima auf dem See ist auch rauer geworden. Wie auf dem Land, sagt Meichle. Die Restaurants würden billig Fisch aus Vietnam importieren. Seine Stammkunden seien Privatleute auf dem Markt, die seine mühsame Handarbeit schätzen. Trotzdem ist der Beruf des Fischers weiter ein Lehrberuf, in dem man zum Fischwirt ausgebildet wird. Für jeden Hauptfisch gibt es bestimmte Netze und Fangsysteme, die der Größe und den Lebensgewohnheiten der Fische angepasst sind. Meichle hat viele Netze draußen liegen, die mit Bojen befestigt sind. Allein die Schwebenetze für den Fischfang, in dem sich die Filchen verfangen, sind über 400 Meter lang. Was die Flussbarsche angeht, werden mehrere Bodennetze auf bis zu 150 Metern Tiefe für den Fang ausgeworfen und morgens wieder hochgezogen. Da hat Meichle alle Hände voll zu tun. Über ein Kilometer Netzlänge komme da schon mal auf dem Boot zusammen. Die Fischerei gehört zu dem ältesten Beruf am See und hat eine über 10.000 Jahre alte Tradition. Die heutige Fangtechnik hätten die Mönche auf der Bodenseeinsel Reichenau erfunden, sagt der Fischermann. Heute gäbe es noch rund 140 Berufsfischer auf dem Bodensee, darunter sieben Frauen. Die Bürokratie macht vor den Fischern des Bodensees nicht halt. Während Frauen erst seit knapp drei Jahrzehnten diesen Beruf in der Männerdomäne ausüben dürfen, kann der gelernte Fischermeister Meichle im Flachwasser seine Großreusen nur im badischen Bereich auslegen. Was man wann fischen darf, ist genau vorgeschrieben, wie zum Beispiel die Maschenweite der Netze, die verhindern soll, dass zu kleine Fische noch vor ihrer Geschlechtsreife ins Netz gehen. Sonntags darf überhaupt nicht gefischt werden, da haben die Bodenseefische ihren Seefeiertag. Heute ist nicht das beste Wetter, doch auch an schönen sonnigen Tagen kommen hier einfach Stürme, Föhnwinde oder dichter Nebel auf, die nicht vorhersehbar sind. Viele Skipper unterschätzen den See. Man muss vor ihm Respekt haben, sagt Meichle. Der See habe eine der höchsten Sterberaten bei Sporttauchern. Kalt, tief und windig sei er. Doch auch so manches Boot seiner Kollegen sei unbemannt von der Wasserpolizei aufgefunden worden. Das sind dann häufig ältere Binnenfischer, sagt er, die es einfach nicht sein lassen konnten. Und Schwimmwesten trage man sowieso nicht. Viele Touristen freuen sich, wenn sie dem Fischer bei seiner Arbeit mal über die Schulter gucken können. Bis zu zwei Personen können auf einer Fahrt mitkommen, die je nach Fanglage zwischen zwei und vier Stunden dauert. Viele würden über die besondere Stimmung auf dem See staunen, die sich im Minutentakt durch Wind, Wellen und Wolken ändern kann. Bei diesem abwechslungsreichen Wetter sollte man nicht vergessen, sich sehr warm und wetterfest anzuziehen. Schon so mancher ist mir auf dem Kahn seekrank geworden oder hat sich einen Schnupfen geholt, sagt Fischer Meichle am Obersee. Während der Fählchenwochen drüben am Untersee probieren sich Gäste der Region durch die ganze Bandbreite von diversen Fählchenrezepten. Das ganze Spektrum ist unerschöpflich. Es gibt frittierte Felchenleber auf Kräutersalat, Felchen im Kartoffel- oder Sesammantel bis hin zum Hildegard-Felchenmenü mit Dinkelzutat. Sogar ein paniertes Felchen nach Wiener Art war schon im Angebot. Die Felchen sind fein frisch. Erst am Morgen gehen sie ins Netz und so weiter und so fort. Ein Beitrag von Jan Thomas Otte. Ich bin gerne mit dem Friedrichshafener Fischer-Meichle auf den See gefahren. Seine Saison geht von April bis September. Da ist es auch ein bisschen wärmer. Eine Stunde vor Sonnenaufgang geht's los. Und auch am Abend ist es möglich, mit dem Fischer den Gondelhafen zu verlassen. Schiff ahoy! [00:09:42] Speaker A: Du hörtest eine weitere Ausgabe von Karriereeinsichten zum Zuhören. Das gehörte, es soll dich inspirieren auf deinem Lebensweg und deiner ganz eigenen Berufswahl und Persönlichkeitsentwicklung. [00:09:54] Speaker B: Wie gehst du raus aus dieser Folge? [00:09:57] Speaker A: Ist das ein oder andere Erhellende für dich dabei gewesen? Über was sollten wir noch unbedingt berichten? Ob Lob oder Kritik, schreib uns als Kommentar auf karriereeinsichten.de per E-Mail oder folg uns auf den sogenannten sozialen Netzwerken. Ich bin Jan Thomas Otte, Redakteur und Herausgeber von Karriereeinsichten. Wenn dir gefallen hat, was du gehört hast, hinterlass uns ein Like. Und wenn du uns öfters hören möchtest, abonniere uns doch direkt. Bis zum nächsten Mal.

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